Erinnerung - Zukunftsprojekt

Die Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus wird nicht nur in Deutschland weiterhinwichtig bleiben. "Auschwitz" ist aus der Welt nicht mehr weg zu denken. An wen, an was und wie erinnert wird und welche persönlichen und politischen Folgerungen gezogen werden, wird jede Generation neu für sich definieren.

In der nunmehrigen Phase des Übergangs in eine Zukunft ohne die gelebte Erfahrung der ZeitzeugInnen verändern sich die Auseinandersetzungen um die Inhalte der Erinnerung. Anders als früher, betätigen sich auf dem breiten Feld der Erinnerung an die NS-Verbrecheninzwischen politische Kreise, die heute eine Gedenkrede halten, morgen die Bundeswehr auf die Schlachtfelder der Welt schicken, neonazistische Gewalt verharmlosen, antisemitische und antirassistische Vorurteile schüren... ganz so, als ob das eine mit dem anderen nichts zu tun hätte.

Wir mischen uns ein, weil wir das Gedenken nicht dem unverbindlichen Bekenntnis derpolitischen Eliten überlassen wollen. Wir wollen, wie die Überlebenden, vor Wiederholung schützen und politische Grenzen ziehen.

Die Jahrzehnte langen Auseinandersetzungen mit dem Nationalsozialismus und seinen Verbrechen haben das gesellschaftliche Bewusstsein geschärft. Das Wissen um die Naziverbrechen steht den rechtspopulistischen und neonazistischen Strömungen im Weg und begünstigt ihre politische Diskreditierung. Insoweit bietet es einen gewissen, jedoch keinen ausreichenden Schutz. Unser erinnerungspolitisches Engagement zielt auf Erkenntnis, die für alle Varianten autoritärer Entwicklung sensibilisieren soll.

"Die Erinnerung an den Holocaust ist kein Schuldvorwurf. Schuld ist etwas höchst Persönliches und die nachfolgenden Generationen in Deutschland haben keine Schuld auf sich geladen. Es gibt keine "Kollektivschuld"! Aber wir alle (...), die nachgewachsenen Generationen in diesem Land, tragen aus dem Wissen, um das was sich zwischen 1933 und 1945 abgespielt hat und im Angesicht der Überlebenden und der Erinnerung an sie, die gemeinsame Verantwortung, dafür einzutreten, dass es nie wieder geschieht...".

(Stephan J. Kramer, Generalsekretär des Zentralrats der Juden in einer Ansprache aus Anlass des 70. Jahrestages der Errichtung des KZ Buchenwald)

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